Von Coburg aus ging es 10.09. aus Bayern durch weitläufige Landschaften über die ehemalige DDR-Grenze nach Thüringen zur Werra. Hier bin ich flussabwärts der Werra durch eine waldreiche Gegend gefolgt. Da für die Nacht und den nächsten Morgen wieder Regen vorausgesagt war, so war ich froh, in Bad Salzungen Indoor schlafen zu können.
Bei leichtem Regen bin ich am 11.09. weiter die Werra hinunter gefahren und anschließend hinüber zur Fulda gewechselt, wo sich das Wetter zum Glück wieder gebessert hat. Bei Malsfeld gibt es eine Handkurbelfähre über den Fluss, die man komplett selbst bedienen muss - schon eine coole und gut umgesetzte Idee. Bei Kassel bin ich wieder von der Fulda Richtung Münsterländer Bucht abgebogen und habe die Nacht in Elgershausen verbracht.
Am letzten Tourtag, dem 12.09., ging es morgens bei frischen 8° C durch die Warburger Börde und anschließend über das Eggegebirge hinweg bis Paderborn - bei Gegenwind und mit Gepäck doch schon recht fordernde Strecke. In Paderborn war ich heilfroh, dass der Rest der Strecke bis Gütersloh flach war - so konnte ich die Tour entspannt ausklingen lassen.
Nach genau 2900km ist diese Reise nun dort zu Ende, wo sie auch begonnen hat - nur das mittlerweile aus Sommer Herbst geworden ist. So ganz realisiert habe ich es noch nicht, dass es geschafft ist. Ich denke es wird noch eine ganze Zeit dauern, die ganzen Erfahrungen zu sortieren und zu verarbeiten - aber es wird definitiv nicht meine letzte Radreise bleiben, dafür gibt es einfach noch zu viele Sachen in Deutschland und der Welt zu entdecken :)
Gut erholt nach dem Ruhetag ging es am 03.09. Richtung Norden, vorbei an den Hegauer Kegelbergen / Vulkanen hoch zur Donau. Zwischendurch gab es ein leicht überambitioniertes Balkonkraftwerk zu "bestaunen" - das Bild hat auf Linkedin zu einer lebhaften Diskussion geführt: https://www.linkedin.com/posts/jonas-beckmann-05766b243_energiewende-photovoltaik-strom-activity-7237411256410808320-Bwq4?utm_source=share&utm_medium=member_android . Anschließend ging die Tour weiter über einen Höhenzug hinweg (mit 860m Höhe das Dach der Tour) und hinab in das Donautal. Der Streckenabschnitt zwischen Tuttlingen und Sigmaringen wurde mir von etlichen Reiseradlern als schönster Abschnitt an der Donau empfohlen. Dieser Meinung kann ich mich nun nur anschließen, die Kalksteinformationen und wilde Natur hier sind gewaltig. In Hausen im Tal, kurz vor Sigmaringen habe ich auf einem kleinen Campingplatz ohne Handyempfang übernachtet. Hier habe ich auch eine kleine Ringelnatter fast direkt neben meinem Zelt entdeckt (siehe das Bild mit Fahrrad).
Am nächsten Tag, dem 04.09., bin ich durch Sigmaringen am Hohenzollernschloss vorbei durch zahlreiche kleine Orte bis Ulm gefahren, mit 131km die längste Tagesetappe der Tour bisher. In Neu-Ulm (Bayern) habe ich bei den Ulmner Paddlern übernachtet, Reiseradler dürfen hier gegen ein paar Euro auf dem Vereinsgelände campen und können Küche und die sanitären Einrichtungen mitnutzen - wirklich zu empfehlen.
Der 05.09. war wieder ein echt warmer Tag, dazu kam noch Gegenwind und der Donauradweg führt hier auf einem Großteil der Strecke über Felder. Trotzdem bin ich bis Donauwörth gekommen und habe bei dem Kanu-Club gezeltet (gleiches Konzept wie in Ulm).
Am 06.09. hieß es Abschiednehmen von der Donau, meine Route hat mich an diesem Tag über die Fränkische Alp hinweg, am Brombachsee vorbei, bis Nürnberg geführt.
In Nürnberg habe ich mir ein Apartment für zwei Nächte gemietet, um mir am 07.09. in Ruhe die Stadt anschauen zu können. Echt sehenswert und eindrucksvoll sind die gut erhaltene Stadtmauer, die Kaiserburg und das nie komplett fertiggestellte Reichsparteitaggelände. Und natürlich habe ich auch einmal richtige Nürnberger Würstchen probiert :D
Von Nürnberg aus ging es am 08.09. weiter Richtung Norden, am Main-Donau-Kanal entlang durch Bamberg und den Itz-Radweg bis Coburg. Hier habe ich mir auch wieder ein Zimmer über Airbnb gemietet, da Dauerregen vorhergesagt ist.
Am 09.09. war es nach einer verregneten Nacht schlagartig Herbst geworden, der Dauerregen hielt sich zum Glück aber in Grenzen, so konnte ich die Veste Coburg besichtigen. In dieser "Bilderbuch-Burg" hat Luther damals auch eine Zeit lang gelebt.
Die Wetteraussichten für die nächsten Tage halten sich aber leider in Grenzen (kalt und nass), an Zelten ist nichtmehr so richtig zu denken. Deswegen habe ich mein Zelt schonmal per Post gen Heimat geschickt und werde jetzt schauen, einigermaßen zügig wieder nach Gütersloh zurück zu kommen.
Nach dem Ruhetag in Freiburg ging es am 27.08. wieder los und den Rhein weiter aufwärts, vorbei am Dreiländereck bis Basel. Nach einer kurzen Stadtbesichtigung habe ich die Nacht auf einem Campingplatz bei Lörrach verbracht und mich hier mit anderen Reiseradlern ausgetauscht (und wieder viele Tipps für die nächsten Radreisen gesammelt).
Am 28.08. ging es weiter den Oberrhein weiter hoch, welcher hier die Grenze zur Schweiz bildet. Unterwegs ging es u.A. durch Laufenburg, ein echt malerisches Städtchen. Gelandet bin ich schließlich auf einem kleinen Campingplatz bei Lienheim, hier zahlt man für eine Nacht gerade mal 6€ - ist dafür aber in der Einflugschneise des Zürricher Flughafens.
Bei wieder recht warmen Temperaturen stand am nächsten Tag, dem 29.08., der Rheinfall von Schaffhausen auf dem Plan - dieser ist aufgrund der durchfließenden Wassermengen echt imposant. Der Grenzverlauf wird in dieser Region deutlich wilder, was dazu führt, das man echtliche Male das Land wechselt. Grenzkontrollen gab es jedoch bei keinem der Übergänge, die Grenzhütten waren nicht besetzt. Ganz interessant war das Städtchen Büsingen, dieses ist quasi eine "deutsche Insel" in der Schweiz. Weiter ging es durch die touristische Mittelalter-Innenstadt von Stein am Rhein und anschließend am Südufer des Bodensee-Untersees entlang bis Konstanz. Hier konnte ich mein Fahrrad bei einer Freundin unterstellen.
Da meine Eltern gerade im Schwarzwald Urlaub gemacht haben, habe ich mir am 30.08. und 31.08. eine kleine Auszeit von der Radtour gegönnt. Wir haben uns zu dritt an den zwei Tagen den höchsten Berg Deutschlands außerhalb der Alpen, den Feldberg (1494m) und die Triberger Wasserfälle (die höchsten von Deutschland) und die größte Kuckucksuhr der Welt angeschaut.
Wieder zurück bei meinem Fahrrad in Konstanz habe ich am 01.09. den Bodensee einmal umrundet (aber von Meersburg nach Konstanz abgekürzt - waren aber trotzdem immer noch 124km). Bei blauem Himmel und um die 30° C war ich auf der Strecke definitiv nicht alleine unterwegs. Die besten Sehenswürdigkeiten unterwegs waren die Bregenzer Seebühne, Lindau und Friedrichshafen. Am Südzipfel des Bodensees in Österreich habe ich auch den Wendepunkt meiner Reise erreicht, von hier an geht es jetzt langsam wieder Stück für Stück Richtung Heimat zurück.
Am 02.09. habe ich noch einen Tag in Konstanz verbracht, mir die Stadt angesehen und meine Route gen Heimat angefangen auszuarbeiten - zunächst wird es wohl zur Donau und diese dann flussabwärts gehen. Zudem war jetzt einmal Zeit, das Gepäck zu sortieren und die knackende Sattelstütze zu putzen und mit Creme als Fettersatz zu schmieren.
Der Keller in Gütersloh ist weitesgehend ausgeräumt und kann jetzt in Ruhe trocknen, die Radreise kann also weiter gehen. So ging es am 21.08. von Koblenz ein zweites Mal durch das Mittelrheintal (bei deutlich angenehmeren Temperaturen) und mit Rückenwind getragen weiter bis Mainz / Wiesbaden. Der Campingplatz war ein sehr kleiner Reiseradlerhotspot, die Nacht über waren über 15 Radler auf dem Platz. Interessanter Weise gibt es hier kleine, grüne, freilebende Papageien.
Am nächsten Tag, den 22.08. habe ich nicht ganz viel vom Rhein gesehen, ein Großteil der Strecke ging entlang von Deichrückseiten und durchs Hinterland, durch Worms und um Ludwigshafen drumherum. Die Campingplatzsuche hat sich an diesem Tag als schwierig herausgestellt, die ersten drei Plätze, bei denen ich war, waren nur für Dauercamper. Glücklicherweise habe ich dann doch noch einen Mini-Campingplatz auf einem Bauernhof bei Speyer gefunden. Dieser hatte einen privaten Zugang samt Steg zu einem See - so war dieser Campingplatz das Tageshighlight, den Abend habe ich schön entspannt lesend auf dem Steg verbracht.
Bei wieder bis zu 34° bin ich am 23.08. weiter durch Karlsruhe und anschließend eine 15km Umleitung durchs Hinterland geradelt und bei Söllingen (Rheinmünster) auf einen "Monstercampingplatz" mit drei Restaurants, Supermarkt, zwei Seen und einer Kirche gelandet. Eig. war dieser Campingplatz ausgebucht, aber für Radreisende wird wird dann freundlicher Weise doch noch ein kleines Stückchen freier Wiese aufgetrieben.
Am 24.08. wurde es mit bis zu 38° C noch wärmer und ein Großteil des Weges ging über schattenlose Schotterwege auf dem Rheindeich. Da hilft nur das Trikot im Rhein wässern und komplett nass wieder anziehen. Der Rhein ähnelt hier mittlerweile wegen vielen Staustufen eher einem langgezogenen See bzw. einem Kanal - fast keine Strömung mehr zu erkennen, was rege von Kleinboot- und Jetskifahren genutzt wird. Übernachtet habe im Camp Resort des Europa Parks in Rust - der Park ist der meistbesuchte Freizeitpark im deutschsprachigen Raum und macht etwa die Hälfte des ganzen Ortes aus.
Nach einer sehr verregneten Nacht (Zelt hat aber gut dichtgehalten) habe am 25.08. ich entspannt die letzten Kilometer bis Freiburg zurückgelegt, auch hier kann ich wieder bei einem Freund übernachten.
Am 26.08. habe ich einen "Ruhetag" in Freiburg eingelegt und mir die Stadt zufuß angeschaut - hier gibt es u.a. offene Wasserkanäle in denen Kinder Bötchen fahren lassen können oder das älteste Gasthaus Deutschlands (Zum roten Bären, gibt es seit 1120) zu entdecken. Anschließend bin ich noch zum Schlossbergturm aufgestiegen und hatte eine top Aussicht über die gesamte Stadt. Insgesamt ein echt sehr lebenswerter Ort in dem ich mir auch gut vorstellen könnte zu wohnen :).
Vom 12.08. – 15.08. wurde ich von meinem Vater und meinem Bruder begleitet. Beide sind mit den Fährrädern auf dem Auto nach Koblenz gekommen – aus diesem Grund sind wir eine 4-tägige Runde gefahren.
Am ersten Tag, dem 12.08., ging es von Koblenz aus durch das malerische Mittelrheintal, welches als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt wurde. Bei über 35° C sind wir an der Loreley und zahlreichen Höhenburgen vorbei bis Assmannshausen geradelt. Dieser Ort ist voll auf Touristen ausgelegt. Mittlerweile steht aber gefühlt jedes dritte Hotel leer und wird von Weinranken überwuchert, was auch seinen ganz eigenen Charme hat – es wirkt ein bisschen wie bei Dornröschen.
Von Rüdesheim aus haben wir am 13.08. mit einer Fähre den Rhein überquert und sind bei Bingen auf den Nahe-Flussradweg abgebogen. Nach dem schicken Kurort Bad Kreuznach sind wir bei über 37° C (heißester Tag des Jahres bisher) in den Weinbergen doch gut ins Schwitzen gekommen. Ausgerechnet als wir bei Kirn von der Nahe in den Hunsrück abgebogen sind und sich ein Gewitter ankündigte, hatte ich den ersten Platten auf der Tour – aber es half ja alles nichts, Gepäck abladen und Flicken. Mit wieder repariertem Rad ging es dann bergauf bis zu dem mini Dorf Hausen, welches wir ganz knapp vor dem einsetzenden Platzregen noch erreicht haben. Dieses Dorf liegt aber so einsam, dann man hier abends weder Essen kaufen noch bestellen kann…also mussten wir nach dem Gewitter wieder aufs Rad und in den nächsten Ort (Rhaunen), wo es dann aber eine sehr gute Pizzeria gab.
Nach einer kleinen Jagdkunde vom Hotelbesitzer ging es am 14.08. dann bei angenehmeren Temperaturen weiter durch den Hunsrück und bei Starkenburg hinab ins Moseltal. Hier lässt es sich echt angenehm Fahrradfahren – was dann auch von zahlreichen Radtouristen genutzt wird. An diesem Tag sind wir bis Cochem gekommen und haben abends das touristische Flair der Stadt genossen und uns die Reichsburg angeschaut.
Der letzte Tag der Runde, der 15.08. hat uns entspannte 50 km entlang der Mosel zurück zu unserem Startpunkt Koblenz geführt. Leider muss ich an dieser Stelle meine Reise für ein paar Tage unterbrechen, da es in Gütersloh in der Nacht Starkregen gab und wieder Wasser im Keller steht. Glücklicher Weise kann ich für diese Auszeit mein Fahrrad und Gepäck bei meinem Cousin in Koblenz lassen. Vor der Heimfahrt mit dem Auto haben mein Vater, Bruder und ich aber noch einen Abstecher zum Fahrradhersteller Canyon in Koblenz gemacht. Jetzt steht erst einmal Keller ausräumen und trocknen in Gütersloh an – dann geht es hoffentlich mit dem Rad von Koblenz aus weiter den Rhein hoch. Die Fortsetzung kommt, wenn auch zwangsweise ein paar Tage verzögert…