Die 50er Jahre: Rund um den Wuortelpott
Die Jüngeren in Oelde werden es nicht mehr wissen: In den 50er Jahren gab es den Straßenrennsport auch live in Oelde. Es gab sogar einen legendären Kurs im Bereich Bultstraße – Lindenstraße, genannt „Rund um den Wuortelpott“. Sollte jemand die Deutung dieses „Gemüse-Eintopfes“ in diesem Zusammenhang wissen, möge er sich damit an die Oelder Schwalben wenden. Auf jeden Fall fand nach dem Kriege der Rennsport in der Jugend seine freudigsten Erfolgsmänner. Zum ersten kreisoffenen Nachkriegsrennen am 10.10.1950 kam der Nachwuchs in hellen Scharen. Der Neubeckumer „tapfere“ Schneider wurde als erster Sieger in Oelde gebührend gefeiert. Der Ahlener „Sturmvogel“ Rüschhoff reihte sich im Folgejahr in die Sieger-Galerie „Rund um den Wuortelpott“ ein. Ein Schwalbe- Junge zeigte noch eher zaghaft die grün-weiße Fahne, als er in seinem ersten Rennen in der Jugendklasse den fünften Rang belegte: Ferdi Probst. Ab jetzt brodelte der „Pott“ so richtig auf. 1952 gewann der Münsteraner „Unwetterfahrer“ Hautopp vor Willmann aus Bielefeld, aber Kramer/ Oelde folgte auf Platz drei und in der Jugend erhielt Ferdi Probst den Siegerkranz umgehängt. Er hatte bereits „Quer durch Verl“ einen guten Platz belegt und war beim Teutoburger Wald – Rennen auf Anhieb Kreisjugendmeister geworden.
Die 65km- Vereinsmeisterschaft mit pausenlosem Regen gewann der in der Jugendklasse vor Kuhlmann und Schieweck. Bei den Senioren siegte Heinz Lange vor Friedrich. Schlag auf Schlag ging es so weiter. Beim Rennen der Kreisgemeinschaft Beckum-Münster-Warendorf am 10.Mai 1953 mischen die Schwalben kräftig mit. Es gab durch Theo Kuhlmann, Schieweck und Eberhard Berger (Jugend B) gleich 3x Beifall für die ersten Plätze. Theo Kuhlmann wurde nach seinem Überraschungssieg „Rund ums Münsterland“ Bezirksjugendmeister in Nordhorn. Ferdi Probst verteidigte seinen Titel als Vereinsmeister, ging in Nordhorn als Bezirks-Vize-Meister hinter Vogt aber vor dem Profi Edi Gieseler über den Zielstrich, schlug als „Rund um Dortmund“- Gewinner mit dem dreimaligen Winterbahn-Europameister Karl-Heinz Marsell dem prominentesten Konkurrenten seiner Amateurlaufbahn im Spurt und zeigte in Fröndenberg namhaften Fahrern das Hinterrad. Diese Liste ließe sich endlos fortsetzen, so war er zum Beispiel im Vorprogramm der 53er Sechstagerennen zu Münster dabei.
1954 gab es dann einen ersten Erfolgsknick. Nur Kuhlmann sorgte für wenige Lichtblicke. Die Vereinsmeisterstrecke wurde auf 80km erhöht: Oelde-Stromberg-Batenhorst, Wiedenbrück, St.Vit-Stromberg- Oelde. Durch einen Pedalbruch von Probst wurde Eberhard Berger Überraschungssieger vor Theo Kuhlmann und Heinz Lange. Heinz Dohr leitete die Saison 1955 in Beckum mit einem Jugendsieg vor Clemens Lange ein. Sie Senioren Berger und Heinz Lange schlugen sich in dem von Zinselmeier gewonnen Hauptrennen als Dritter und Fünfter wieder ausgezeichnet. Beide landeten auch bei der Kreismeisterschaft ganz vorne. Um so enttäuschender verlief das Oelder Traditionsrennen am Fronleichnamstag. 54 Runden zog Ferdi Probst einsam seine Kreise, bevor ihn ein Raddefekt stoppte. Hobro (Marl-Hüls) und Stöckler (Beckum) zogen vorbei. 1956 war mit vielen Siegen des Frisch-Senioren Theo Kuhlmann (Rund um Hordel) und Heinz Lange (Großer Straßenpreis von Ahlen) überaus erfolgreich für die Straßen-Schwalben. Heinz Lange sicherte sich auch erstmals die Vereinsmeisterschaft vor Berger , seinem jüngeren Bruder Clemens und dem robusten Heinz Westhoff.
Die Rennfahrer leisteten ein Riesen-Pensum: So spulten sie 1956 11.000 Renn-Kilometer bei 43 Rennen ab: Z.B. E. Berger 31 Rennen (3309 km), Heinz Westhoff 29 Rennen (2414 km), Heinz Lange 24 Rennen (2104 km). Ende der 50er wurden die Renner müde und hängten nach und nach die Räder an den Nagel. 1959 hatte die Mannschaft aufgehört zu existieren. Auf seine ganz besondere Weise hat einer von ihnen seine einmalige Vitalität bis heute erhalten: Eberhard Berger besucht gerne seine Tochter im Hamburg … mit dem Rennrad. Bei der RTF „Schwalbentour“ ging er noch kürzlich wie selbstverständlich um 6.30 Uhr an den Start zum 200km-Marathon- Kurs. Der Vorsitzende Norbert Stemmer :“Ladies und Gentlemen, Swallow Oelde proudly presents, Mega-Renner Eberhard Berger !“ Die Schwalben sind stolz auf Ihren Super-Mann in seinem sechsten Radsport- Jahrzehnt.