Abwärts- Trend in der Halle / Auferstehung der Tourer
Anfang der 80er Jahre ist die Hallenradsport-Welt noch in Ordnung. Zum 60. Schwalbe- Geburtstag in 1980 holt der RSV- Geschäftsführer Karl Heinz Gössling im Team mit Heinz Schürmann als 1. Vorsitzenden, Dieter Westphal als Kassierer und sein Bruder Siegfried Westphal als fleißiger Verbands-Funktionär den Radball-Länderkampf Deutschland – Belgien nach Oelde. Als unschlagbar erwiesen sich die Gebrüder Jürgen und Werner King und beim Kunstfahren fiel Maria Berlage aus Stadtlohn auf. Sie durften später sogar jeweils eine WM-Krone zu den persönlichen Trophäen hinzu fügen. Beim Festkommers im Bahnhofs- Hotel waren noch Anton Eversloh und Kaspar Hackelbörger aus den Vereins-Anfängen mit dabei. Josef Flaskamp weilt leider im Krankenhaus. In der Festwoche siegten beim Landesliga- Turnier Bernhard Rose und Uwe Weinekötter, die das ganze Jahrzehnt in der Klasse kräftig mitmischen sollten. Das Verbandsliga-Turnier endete für Heinz-Josef Schürmann und Erwin Filbrandt, die sich gerade aus der Oberliga zurück gezogen hatten, mit einem zweiten Platz hinter Brakemeier/Löwner aus Lieme. Die Oberliga- Neulinge Overbeck / Voßhans taten sich in ihrer Gruppe noch schwer. Sie landeten auf den fünften Rang. An Mießner/Steinmeier aus Lieme kam auch kein anderer vorbei. Bei den Schülern siegten Klaus Gössling und Markus Westerbeck.
Die Vereinsjugend brachte ein weiteres Paradeteam hervor. Ludger Westphal und Ingo Westarp wären beinahe bis zur „Deutschen“ durchgekommen. Später kommen Westphal / Ingo Westarp bis zur NRW- Runde und die B-Jugend mit Dirk Westarp/ Jürgen Lauenstein dürfen an der Westfalen- Meisterschaft teilnehmen. Bei den Neulingen boomte es: Ralf Westphal/ M. Hillebrand, Jörg Gössling / Markus Westerbeck, Markus Saamen, Klaus Gössling, Stefan Schmeißer, Jens Rose, Frank Westerbeck, Torsten Köchling. Später noch: Mirco Tohermes, Michael Wischmann, Maik Tillmann, Michael Kramer, Matthias Vennewald, Axel Wiesrecker, Andre Zabel. Ganz groß raus kamen Jörg Gössling und Stefan Schmeißer. Ab 1983 starten die „Kleinen“ ein Höhenflug nach dem anderen. Nachdem sie und Frank Westerbeck mit Torsten Köchling 1987 sich noch einmal für die „Westdeutsche“ qualifizieren konnten, ging es mit dem Nachwuchs bergab. Dieser Trend stellte sich gleichlautend beim Kunstfahren ein. Mit Beginn der 80er lief alles bestens. Unter der Leitung vom ehemaligen Rennfahrer Heinz Lange war es beim Training „lebendig“. Dabei u.a.: Sandra Gimpel, Stefanie Berger, Claudia Regenberg, Lisa Möller, Cornelia Lück, Petra Fließner, Sylvia Reske, Karina Teckentrup, Simone Timmer, Iris und Silke Strothmeier , Sandra Nitschke, Nicole Muckermann. Für den „Kanller“ des Jahrzehnts sorgte Karina Teckentrup , als 1986 nach 25 Jahren wieder einen Bezirksmeister- Titel (Jugend) nach Oelde holte. Zwei Jahre später übernahm sie das verwaiste Traineramt und übernahm so schon in jungen Jahren eine große Verantwortung. Über Jahre sicherte sie den Fortbestand der Abteilung, neben den Aushilfen von Sabine Hakenholt, Renate Gottwald und Norbert Stemmer. Der Negativ-Trend machte auch beim Kunstfahren nicht halt.
Diese „Fieber“-Kurve passt auch zur Beschreibung der Oberliga- Geschichte. Overbeck/Voßhans hatten Filbrandt/ Schürmann im „Oberhaus“ abgelöst. 1980 blies den Neulingen der schärfere Wind ins Gesicht und der Abstieg konnte gerade vermieden werden. Doch sie kamen mehr und mehr in den Tritt. 1983 bekamen sie „Besuch“ von Filbrandt/Schürmann, die es in der Verbandsliga doch nicht aushielten. 1987 trat Filbrandt zurück und Westphal/ Lauenstein wurden als Ersatz ins kalte „Oberliga-Wasser“ geworfen. Das konnte nicht gut gehen, gleich beide Oelder Teams stiegen ab. Overbeck/ Voßhans strebten arbeiteten gleich an ihrem Comeback. Meisterschafts-„Gastspiele“ gaben in der Zeit: Willi Westerbeck und Erich Meinfelder aus der alten Garde und von den jüngeren: Ulrich Schürmann/ Wolfgang Österwinter, Heinz Koldorf, Markus Saamen/ Norbert Stemmer.
Die Radballer starteten parallel ein neues Abenteuer. Sie stiegen 1983 beim „5er“ mit ein. Wie der Name schon aussagt, fahren hier anstelle von zwei Spielern gleich eine Hand voll auf die Fläche, die nur in großen Hallen (3fach) zur Verfügung steht. Da hieß es erst mal „komplett umdenken“. Der Keeper steht recht verlassen im großen Fußballtor, statt in seinem 2x2m Kasten. Ein weiträumiges Stellungsspiel war für die Mannschaft äußerst ungewohnt. Mit der kleinen Spurt-Übersetzung der Radball-Maschinen fuhr man sich sonst „tot“. Trotzdem musste man stets volle Pulle in die Pedale treten. Auswechselspieler waren sehr willkommen und wurden „fliegend“ eingesetzt. Statt 2x7 Minuten lief ein Spiel kräfteraubend 2x15 Minuten. Auf Anhieb kam dieses Team bis zur Westdeutschen Meisterschaft: Herbert Overbeck, Heinz-Ulrich Voßhans, Heinz-Josef Schürmann, Erwin Filbrandt, Ludger Westphal, Dirk Westarp, Jürgen Lauenstein. .. eine geballte Schwalbe-Macht auf Rädern. Aus der Spielrunde 1984 blieb die Partie gegen Lieme in Erinnerung. Zum dessen Kader gehören die Weltmeister, die Steinmeier- Zwillinge und reizen zum großen Einsatz und achtbarer Niederlage. 1986 werden die Schwalben recht unfair ausgebootet. Lieme ließ die Heim-Mannschaft Niedermehnen im letzten Spiel gewinnen, die damit die Oelder von Platz drei verdrängen konnten. Auch 87 sammelten Overbeck, Voßhans, Lauenstein, Gössling, Saamen, Stemmer in Bramsche nur Erfahrung und wurden Letzte. Im nächsten Kapitel der Schwalbe-Geschichte findet das 5er- Abenteuer von 1990 bis 1993 seine Fortsetzung.
Die Geschichte der 80er Jahre endet mit der „Auferstehung der Straßenfahrer“. Sportler wie Rudi Altig in den 60ern und Didi Thurau seit den 70er Jahren machten den Rennsport in Deutschland wieder populär, Ende der 80er machte ein gewisser Erik Zabel hüben von sich reden, drüber in der DDR hörte man von einem Jan Ullrich. Im Breitensport-Kalender des BDR waren ca. 1700 Radtouren- Veranstaltungen aufgeführt. Gut 30 Jahre nachdem der letzte Schwalbe-Rennfahrer die Luft abgelassen hatte, drängten die Straßenfahrer wieder in den Verein. Mit der ersten Interessenten- Versammlung am 16. Februar 1989 wurde die Radtouristik-Abteilung ins Leben gerufen. Reinhard Kassanke und Heinz Greshof begeisterten die ersten Aktiven: Kalli Besemann, Norbert Hochstetter, Karl Kermer, Heinz Laukötter, Manni Möller, Walter Scholz, Friedhelm Vosswinkel. .. Auf einer ersten Mitgliederversammlung Ende 89 machte Norbert Stemmer als Vorstandsmitglied den Tourern den Vorschlag, sich zur JHV im Januar 1990 als Abteilung mit einem Abteilungsleiter zu präsentieren. Heinz Dieter Schomakers ließ sich zu diesem Amt überzeugen. Damit begann eine neue Erfolgsgeschichte bei den Schwalben, über die sich der unvergessene Vereinsgründer Anton Eversloh auf besagter JHV 1990 besonders freute, hatte er doch schon im Gründungsjahr 1920 an Radtourenfahrten teilgenommen und aus Ton gebrannte Erinnerungs-Medaillen aus dieser Zeit dabei.
Nachzutragen ist, dass Heinz Schürmann nach fast zwei Jahrzehnten 1989 seinen „Hut“ als 1. Vorsitzender nahm. Der vierte Vereins-Lenker wurde der langjährige Kassierer Dieter Westphal. Der Vorstand formierte sich neu: Dieter Westphal 1.Vorsitzender, Geschäftsführer Bernhard Rose, Kassierer Karl Heinz Gössling, Sportwart Heinz Josef Schürmann, Kunstfahrwartin Karina Teckentrup, Jugendwart Herbert Overbeck, Pressewart Norbert Stemmer. Beisitzer: Sabine Westphal, Willi Westerbeck, Hugo Clemens. Als „Hypothek“ nahmen sie den Nachwuchsmangel mit ins nächste Jahrzehnt.